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Ausstellungen und Soziales Engagement

Perspektivwechsel als Richter – der Kampf mit der Objektivität

Den am besten geeigneten Kandidaten auswählen, Prüfungen fair bewerten, Leistungen im Wettkampf neutral beurteilen.

Was so selbstverständlich klingt und als Ziel sofort bejaht wird, ist: Schwerstarbeit. Für die Person, die bewertet und auswählt – den Personalentscheider, den Dozenten, den Wettkampfrichter.

Die Position hinterm Tisch als Wettkampfrichter einzunehmen war die ehrenamtliche Aufgabe beim Hoffest am CHIRONDO-Standort in Leipzig. Allein musste die CHIRONDO-Inhaberin Doreen Beier zwar nicht auf die Schieri-Bank, dennoch brachte der Rollenwechsel wertvolle, persönliche Erkenntnisse ein.

Das Ringen um die absolute Objektivität

Während die Reitschüler im Viereck ihr Können zeigten, herrschte am Richtertisch angespanntes Zugucken und ein wahrer Kampf um möglichst viel Objektivität. Doch wie viel davon ist überhaupt möglich?

Die Definition von Objektivität hört sich noch recht einfach an. In Wikipedia ist dazu zu finden: „Objektivität ist die Unabhängigkeit der Beschreibung eines Sachverhaltes vom Beobachter.“ Genau darum haben wir uns beim Richten an diesem Tag auch unglaublich bemüht. Doch was tun, wenn die kleinste und jüngste Starterin auf ihrem Pony einfach so unglaublich süß aussieht, dass man kaum den Blick von diesem Paar abwenden kann. Wie genau guckt man dann noch auf die Bahnfiguren? Wie viel Aufmerksamkeit schenkt man den anderen Teilnehmern, die zeitglich mit in der Bahn sind? Warum fallen dann eher die Fehler der Anderen ins Auge?

Wahrnehmungsverzerrungen und Beurteilerfehler

Als ehemalige Personalerin sind mir natürlich sofort sämtlich Beurteilerfehler in den Sinn gekommen. Mir war klar, dass zumindest der Halo-Effekt und wohl auch der Primacy-Effekt als verzerrende Reaktionen gerade voll zuschlagen.

Doch wie stark beeinflussen sie die eigene Wahrnehmung? Sollen wir, nur weil wir uns nicht sicher sind, wie viel Bonus in der Beobachtung steckt, dem kleinen Kind am Ende von der von uns festgelegten Wertnote wieder ein paar Zehntel abziehen? Können wir die vermutete eigene Subjektivität so wirkungsvoll korrigieren? Oder benachteiligen wir mit dieser Strenge am Ende sogar, weil das besagte „Kind-Pony-Paar“ einfach die beste Leistung gezeigt hat und wir sie aus Angst vor dem Niedlichkeitsbonus ungerechter Weise herunter gerichtet haben?

Sich die eigene Subjektivität bewusst machen

Fragen über Fragen, die am Samstag innerhalb von 5 min. gestellt und beantwortet werden mussten. Ob wir immer richtig gelegen – also objektiv bewertet haben, können wir nicht sagen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit muss die Antwort sogar „nein“ heißen.

ABER: Wir haben uns als Richtergremium unsere eigenen Unzulänglichkeit und Beeinflussbarkeit bewusst gemacht und sind so gut, wie es uns möglich war, damit umgegangen.

Und noch eine Tatsache ist uns erneut sehr bewusst geworden. Wir haben wieder einmal erfahren, dass schon der kleine Wechsel von der Position des Vortragenden in die Position des Bewertenden die Perspektive auf die gezeigte Leistung extrem verändert. Auf einmal sieht man ganz deutlich, was fehlt, was noch verbesserungswürdig ist, welches Verhalten die eigenen Erwartungen erfüllt und welches nicht.

Zum verbessern der eigenen Leistung die Perspektive wechseln

Wer also wissen will, wonach Mitarbeiter für bestimmte Positionen ausgewählt werden, der sollte zumindest gedanklich selber einmal die Position der Entscheider einnehmen und sich fragen, wonach er gucken, wonach er fragen würde. Wer Führungskraft ist kann für sich selbst die Frage beantworten, wie er behandelt werden, geführt werden möchte. Und als Mitarbeiter kann es hilfreich sein, in die Rolle des Chefs zu schlüpfen und sich das eigene Verhalten durch dessen Brille anzugucken. Was sieht man als Chef? Welches andere Verhalten hätte man sich gewünscht?

„Sich den Hut des Anderen aufzusetzen“ ist eine Methode, die absolut kostenfrei ist, jedoch ein großes Potential von entdeckbaren Handlungsalternativen in sich trägt, die den Arbeitsalltag für alle Beteiligten einfacher machen können. In diesem Sinne wünschen wir „gutes Erfahren“!

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    Über Doreen Beier

    Die Menschen- und Pferdekennerin coacht mit ihren Pferden Führungskräfte aus ganz Deutschland. Ihr Buch „Überholen mit 1 PS – Wie Manager von Pferden lernen“ erzählt amüsant und selbstkritisch zugleich die Geschichte von CHIRONDO, erläutert psychologisches Basiswissen und liefert detaillierte Beschreibungen der Trainingsmethoden. Als Blog-Autor schreibt sie zu Führungsthemen, gibt Einblicke in die CHIRONDO Welt und stellt ihre Vision des modernen Führungskräfte-Trainings vor.
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    Autor: Doreen Beier am 18. Mai 2015 19:26, Rubrik: Ausstellungen und Soziales Engagement, Einblicke ins CHIRONDO Leben, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentare geschlossen.

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