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Der kluge Hans – wie 4 Beine die Sicht auf die Welt veränderten

Albert Einstein musste blass und normalbegabt gegen den klugen Hans gewirkt haben. Dieser wurde 1895 geboren und soll sich durch herausragende Fähigkeiten im Rechnen und Zählen ausgezeichnet haben. Wer hätte damals gedacht, dass sein Wirken noch 120 Jahre später als „Kluger-Hans-Effekt“ in den Sozialwissenschaften Beachtung findet. Wer war also der kluge Hans und welche Spuren hat er hinterlassen?

Anfang des letzten Jahrhunderts gab es in Berlin ein Pferd, dem unglaubliche Fähigkeiten nachgesagt wurden. Laut seines Besitzers konnte es rechnen, buchstabieren, Farben erkennen und vieles mehr.Zu Überprüfung wurde damals auf Wunsch des Kaisers sogar eigens eine 13-köpfige wissenschaftliche Expertenkommission zusammengestellt. Und tatsächlich: 98% der Aufgaben konnte der „kluge Hans“ richtig lösen. Konnte er also wirklich rechnen? Oskar Pfungst ließ die Geschichte keine Ruhe und so führte er 1907 weitere Untersuchungen mit dem Pferd durch; mit überraschendem Ergebnis: Hans beherrschte zwar nicht die Mathematik und konnte auch nicht lesen, aber dafür feinste Nuancen in Gesichtsausdruck und Körpersprache seines menschlichen Gegenübers deuten. Unwillkürlich nahmen die Fragesteller vor dem entscheidenden „korrekten“ Klopfen das Pferdes eine gespannte Haltung ein, nach der „richtigen Antwort“ drückten sie mit ihrem Körper Signale der Erleichterung aus, die der kluge Hans in etwa 90% aller Fälle wahrnahm und entsprechend reagierte. Dies funktionierte natürlich nur, wenn der Fragesteller die Antwort auch selbst kannte.

Folgen für die Wissenschaft:

Der sogenannte „Kluger-Hans-Effekt“ ging als wichtige Erkenntnis in die Wissenschaftsgeschichte ein, er verhalf der experimentellen Psychologie zum Durchbruch. Als Kluger-Hans-Effekt bezeichnet man allgemein die unbewusste einseitige Beeinflussung des Verhaltens von Versuchsteilnehmern, insbesondere in die Richtung, dass der beim Versuch erwartete Effekt eintritt. Auch in die Sozialforschung ist der „Kluger-Hans-Effekt“ als Reaktivität des Befragten auf Verhalten, Äußeres und unterstellte Werthaltungen des Befragers sowie auf die Situation des Interviews eingegangen.

Das alles geschah zu einer Zeit, in der von Pferden wegen ihrer hochsensiblen Antennen für körpersprachliche Signale als „Co-Trainer“ sicherlich noch niemand zu Träumen gewagt hat. So gesehen war der Kluge Hans wahrscheinlich das erste „Trainerpferd“, von dem Menschen ganz bewusst für die Humanwissenschaften gelernt und Thesen für menschliches Verhalten abgeleitet haben.

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    Über Doreen Beier

    Die Menschen- und Pferdekennerin coacht mit ihren Pferden Führungskräfte aus ganz Deutschland. Ihr Buch „Überholen mit 1 PS – Wie Manager von Pferden lernen“ erzählt amüsant und selbstkritisch zugleich die Geschichte von CHIRONDO, erläutert psychologisches Basiswissen und liefert detaillierte Beschreibungen der Trainingsmethoden. Als Blog-Autor schreibt sie zu Führungsthemen, gibt Einblicke in die CHIRONDO Welt und stellt ihre Vision des modernen Führungskräfte-Trainings vor.
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    Autor: Doreen Beier am 14. Jul 2014 10:21, Rubrik: Pferde - Impuls, Wissen, Inspiration, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentare geschlossen.

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